Schon sehe ich gegen Ende des kommenden Jahrhunderts diese endlose Menschenschlange, die sich um mehrere Häuserblocks windet. Mit Klappstühlen und Schlafsäcken hat sie bei eisigem Wind die Nacht durchwacht, um erst gegen 9 Uhr morgens Einlass im Metropolitan Museum zu finden. Dann schiebt sich die geduldige Menge zwei Stockwerke hoch in jenen repräsentativen Saal, der für das künstlerische Ereignis des Jahres völlig ausgeräumt und renoviert worden ist. Im Zentrum des Riesenraumes steht eine einzige Vitrine aus Panzerglas, an der die Menschen entblößten Hauptes schweigend vorbeidefilieren. Eine diskret angebrachte Starkstromleitung und vierzig Polizeibeamte in Zivil sichern das angestrahlte Kleinod.
Es ist ein stockfleckiges Blatt aus meinem Notizbuch, 9 x 12 cm, darauf ein Nasenmännchen in Bleistift, nicht signiert, mit Expertise der Kestner-Gesellschaft.
Loriot in seiner Rede "Bizarr - Grotesk - Monströs" anlässlich der Eröffnung der gleichnamigen Ausstellung in der Kestner-Gesellschaft, Hannover (17.02.1978)